Die genaration Y — Praha

Die Leichtigkeit des Betons

Wäre Ladislav Eberl nur ein ganz gewöhnlicher Junge aus Karlsbad gewesen, hätte er seine Brötchen bis heute als professionelles Model, Sommelier, Masseur oder Dentalhygieniker verdienen können. Er fand seine eigentliche Stärke in der Kunst, Qualitätsprodukte gut und kreativ an den Mann zu bringen. Zu einer Leidenschaft wurden ihm dabei ungewöhnliche Objekte aus Beton.

Sie und Jirka Peters haben sich ja wohl wirklich gesucht und gefunden, wenn Sie es innerhalb von nur sechs Jahren schafften, eine solche Firma aufzubauen.
Jirka gefiel, dass ich es verstand, eine Sache gut zu verkaufen. Ich hatte immer den Drang, hochwertige Sachen anzubieten und zu verkaufen, und ich fühlte, dass Jirka sein Handwerk wirklich versteht und dass er, genau wie ich, etwas Neues, Außergewöhnliches schaffen will.

Wo kommt diese Einstellung her?
Ich glaube, geformt haben mich die Erfahrungen, die ich in meiner Studentenzeit von jeder Arbeit mitnahm. Ich habe es nie übers Herz gebracht, die Leute zu belügen und eines Sache zu loben, die es nicht wert war, selbst wenn ich dadurch letztendlich natürlich weniger verdiente. Ungeheuer profitiert habe ich auch von meiner Zeit als Wachposten bei Cartier. Obwohl erst 18, nahmen sie mich, weil ich über Erfahrungen in Kampfortarten verfügte und einen klaren Kopf bewahren konnte. Bei Cartier saugte ich die Atmosphäre und das Niveau der Schmuckpräsentation und auch das Dienstleistungsniveau ein. Ich fand es denn auch ganz normal, höhere Preise für einzigartige und hochwertige Produkte zu verlangen.

Woran erkennt man Qualität am besten?
An der Verarbeitung, aber auch daran, dass wir die besten Rohstoffe und Komponenten aus der ganzen Welt verwenden. Aus Japan, Italien, Amerika…

Was ging Ihrem Erfolg voraus?
Viele Versuche und Irrtümer. Wir begannen bei null, ohne eine ordentliche Produktionsausstattung, ohne nennenswertes Kapital. In der Anfangszeit lebten wir sehr bescheiden. Eine Rolle spielte auch, dass uns gleich zu Beginn das Hochwasser einen Strich durch unser Business machte. Wir waren zu diesem Zeitpunkt nicht einmal in Prag, um unser Holešovicer Königreich zu retten. Diese Erfahrung aber hat uns am Ende nur noch stärker gemacht und uns angetrieben.

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Können Sie sich noch an Ihre erste Arbeit erinnern?
Ja, und ein paar Jahre später fiel mir sogar eine Fotodokumentation darüber in die Hände. Ich war 16, und bei uns in Karlsbad wurde gerade ein Kaufhaus eröffnet. Mein Freund, der heute ebenfalls ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann ist, und ich ließen uns in ein Kostüm stecken, das die Form eines riesigen „A“, des Anfangsbuchstabens dieses Kaufhauses, hatte, und verteilten an die Kinder Bonbons. In dieser plüschigen Pracht war es unglaublich heiß. Als ich mich dann um einen weiteren Job bewarb, erzählte ich von dieser Erfahrung in einer Weise, dass sie mich auf einer internationalen Konferenz gleich ein sechsköpfiges Team leiten ließen.

Sie konnten also immer schon nicht nur das Produkt, sondern vor allem auch sich selbst, ganz gut verkaufen. Hatten Sie nie Angst, dass es womöglich etwas geben könnte, dass Sie nicht meistern würden?
Nein. Ich habe mich stets auf die konkreten Aufgaben konzentriert und wusste mir immer irgendwie zu helfen, eine kreative Lösung zu finden, Alternativen anzubieten…

Zurück zu Gravelli. Was betrachten Sie als den größten Mehrwert, den Sie den Kunden bringen?
Unser Vorzug ist, dass wir in der Lage sind, den Entwurf und die Herstellung von Produkten innerhalb des eigenen Teams effektiv zu bewerkstelligen. Wir haben geschickte Designer, erfahrene Handwerker und dank eigener Produktionstechnologien und Verfahren auch viele Möglichkeiten. Das setzt uns in die Lage, im Portfolio nur echte Unikate zu halten, die keine andere Firma in der gleichen Qualität herstellen kann. Unsere Arbeit wird vor allem von Architekten geschätzt, denn die haben die Möglichkeit, sich mit uns zusammen Beton in Formen anzuschauen, von denen sie noch vor ein paar Jahren nicht zu träumen gewagt hätten.

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In der heutigen Zeit der digitalen Technologien ist es fast kaum zu glauben, dass Sie an Sachen arbeiten, die man mit den Händen anfassen kann…
Das ist ein Phänomen dieser Zeit. Ich kenne Leute, die zwar Geld, aber kein physisches Produkt haben wie wir und die uns darum beneiden, dass wir das Ergebnis unserer Arbeit in die Hand nehmen können.

Gravelli hat die Produktionskapazitäten erheblich ausgebaut und ist nun auch in Deutschland im Einzelhandel aktiv. Die Beschäftigtenzahl stieg auf über 20 Mitarbeiter. Dank der hohe Qualität des Betons FixDrete, der von der Marke Gravelli entwickelt wurde und verwendet wird, bietet die Firma überaus subtile Elemente mit erstklassiger Oberflächenbehandlung, deren durchscheinender Beton LiCrete das erst selbsttragende Material ist, das Licht durch alle seine Oberflächen hindurch übertragen kann. Auf LiCrete, der – vereinfacht gesagt – eine in den Beton gegossene Struktur aus Plexiglas bildet, halten Jiří Peters und Ladislav Eberl das weltweite Patent. Sein älteres Brüderchen ist FixCrete, aus dem beispielsweise Kollektionen von Waschbecken und Möbeln, allen voran die gebogene Gartenliege Zephyr, hergestellt werden.

Am 27. 08. 2018 erfolgt die Präsentation von Gravelli im Bikinihaus in Berlin, in einem Showroom der deutschen Firma Godelmann, die eine europaweite Premiummarke für die Bauprodukte aus Beton darstellt. www.godelmann.de

Text Kateřina Černá Foto Karin Zadrick a archiv firmy

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